Kommunikationstafeln

Miteinander in Gespräche kommen – Kommunikation ist mehr als Sprache

Mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, Nähe und Erlebnisse auszutauschen, ist ein menschliches Grundbedürfnis. „Dass wir miteinander reden können macht uns zu Menschen“, sagt Karl Jaspers. Jeder Mensch hat ein Grundrecht darauf, mit anderen kommunizieren zu dürfen. Das gilt auch für Menschen, die nicht sprechen können, die eine lautsprachliche, verbale Kommunikation aus verschiedenen Gründen nicht nutzen können.

Welche Menschen sind das? Das sind Menschen, die z.B.

  • gar nicht sprechen können
  • Einschränkungen im Sprachverständnis haben
  • nicht sprechen, aber alles verstehen können
  • nur wenige Wörter sprechen
  • viele Wörter sprechen, aber von fremden Menschen nur schwer verstanden werden, weil ihre Aussprache undeutlich ist
  • sprechen können, Lautsprache aber nicht zur Kommunikation einsetzen
  • noch nicht sprechen
  • eine andere Sprache sprechen
  • vorübergehend nicht sprechen können (aufgrund einer Operation oder Erkrankung)
  • nicht mehr sprechen

Es gibt viele Gründe.

All diese Menschen haben ein Recht auf Unterstützung, um besser, effizienter und gleichberechtigt kommunizieren zu können. Denn: Kommunikation braucht als Grundlage eine „gemeinsame Sprache“. Um verstanden zu werden und um andere zu verstehen.

Und darum geht es heute. Um eine Sprache, die eine alternative Kommunikationsmöglichkeit bietet. Eine Sprache, die viele von uns vielleicht noch lernen müssen. In der Unterstützten Kommunikation werden Bilder,  Fotos, Gegenstände, Piktogramme und auch elektronische Geräte eingesetzt, um die individuelle Kommunikation zu erweitern (nicht um sie zu ersetzen), zu ergänzen und zu unterstützen, um so eine bessere Verständigung zu erreichen. Wir stellen hier heute die Sprache mit Metacom Symbolen vor. Die Metacom Symbole wurden explizit für diese Form der Kommunikation von der Graphikerin Annette Kitzinger für ihre nicht sprechende Tochter Meta entwickelt. Inzwischen umfasst die Symbolsammlung Metacom  mehr als 10.000 Symbole und wird ständig erweitert.

Kommunikation besteht aus drei Teilen: dem Inhalt, der Form und der Funktion. Der Inhalt der Kommunikation ist vom Interesse der Kommunikationspartner abhängig. Und so unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Interessen. Die einen reden ausgiebig über Rennautos und Fußball, die anderen über Ponys, Pferde und Minilopkaninchen. Es gibt aber auch Inhalte, die für viele Menschen gleich wichtig sind: Anliegen, Bedürfnisse, Gefühle – vielleicht auch Themen die in der Vergangenheit und in der Zukunft liegen. Um Inhalte kommunizieren zu können werden Wörter gebraucht. Viele Wörter. Die deutsche Sprache umfasst zwischen 300.000 und 350.000 Wörter. Erwachsene nutzen etwa 12.000 bis 16.000 Wörter im aktiven Sprachgebrauch. Davon sind 3.500 Fremdwörter. Der passive Wortschatz, das Sprachverständnis ist viel umfangreicher.

Kommunikation hat immer auch ein Ziel. Etwas sagen, etwas fragen, etwas erzählen, vielleicht um Hilfe bitten. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Funktionen:

  1. Fordern oder Ablehnen von Aufmerksamkeit, Handlungen oder Gegenständen
  2. Teilen, erzählen, kommunizieren, Witze machen, Meinungen und Gefühle äußern
  3. Informieren, fragen und antworten

Um kommunizieren zu können braucht es eine Form, die von anderen verstanden wird. Nur so ist Verständigung möglich. Kinder, die noch nicht sprechen, benutzen Zeichen und drücken sich über Körpersprache, Mimik und Gestik aus. Und auch Erwachsene nutzen oft zusätzlich nonverbale Kommunikationsformen. Die Lautsprache ist aber die wichtigste Kommunikationsform.

Eine weitere in unserer Kultur wichtige Kommunikationsform ist die Schriftsprache. Spätestens in der Grundschule wird die Schriftsprache eingeübt. Früher war schriftliche Kommunikation stark zeitversetzt. Heute werden schriftliche Kommunikationsformen über SMS, WhatsApp oder andere Messenger genutzt, die so schnell sind, das sie fast wie ein lautsprachlicher Dialog funktionieren. Um diese Art der Kommunikation noch authentischer zu gestalten, wurden Emoticons erfunden, mit denen gleichzeitig Körpersprache vermittelt wird.

Das heißt: Kommunikationsformen verändern sich und passen sich an Entwicklungen an.

Für Menschen, die Lautsprache nicht oder nur wenig nutzen können, fällt eine der zentralen Kommunikationsformen weg. Und viele der Betroffenen können auch die Schriftsprache nicht zur Kommunikation nutzen. Dann bleiben zunächst einmal nur Mimik, Gesten, Körpersprache und vielleicht einzelne Laute. Und selbst diese Kommunikationsformen können mehr oder weniger stark beeinträchtigt sein. D.h. Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Wer nicht sprechen kann, wird von anderen nicht verstanden und oft auch nicht ernst genommen. Manchmal auch übersehen. Wer nicht sprechen kann, wird oft übergangen oder es wird über ihn entschieden, weil eigene Entscheidungen zu äußern unmöglich oder zeitaufwändig ist. Die Kommunikation bleibt auf das Hier und Jetzt beschränkt. Über Vergangenheit und Zukunft kann nicht gesprochen werden. Wer nicht sprechen kann, kann auch nicht fragen. Nicht fragen zu können heißt unwissend zu bleiben. Wer nicht sprechen kann lebt in großer Abhängigkeit von seinen Bezugspersonen.

Unterstützte Kommunikation will aus dieser Abhängigkeit herausführen über alternative Kommunikationsformen mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung, zur Teilhabe und zur Identitätsentwicklung geben.

Und das haben wir am 26.11.2023 ausprobiert…


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